Was hat der Darm mit dem Immunsystem zu tun?
Unser Darm hat ein eigenes Immunsystem, welches ihn unterstützt, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Da dieses – also die Freund-Feind-Unterscheidung durch die Abwehrzellen – gerade im Darm von so großer Bedeutung ist, sitzen hier 70 – 80 % der Immunzellen des gesamten Körpers. Die tragende Rolle spielt dabei die Darmbarriere, die sich aus vier verschiedenen Schichten (von innen nach außen) zusammensetzt:
1. Darmflora – auch intestinale Mikrobiota oder Darm-Mikrobiom genannt
Die Darmflora bildet – einfach gesagt – die erste Verteidigungslinie und hat den direkten Kontakt mit dem Nahrungsbrei. Die Billionen von nützlichen Bakterien schützen uns dabei vor fremden Stoffen bzw. Krankheitserregern, in dem sie z. B.
- ein ungemütliches Milieu (bezogen auf den pH-Wert im Darm) schaffen
- antimikrobielle Stoffe produzieren, die das Wachstum von körperfremden Erregern eindämmen
- kurzkettige Fettsäuren herstellen, welche die Darmbarriere schützen und bei der Zellerneuerung unterstützen
2. Schleimschicht (Mukusschicht)
Die Schleimschicht ist eine Art mechanische Barriere, welche
- einen Schutz vor Krankheitserregern darstellt, da diese die schleimige Schicht nur schwer passieren können
- die Darmschleimhaut vor Selbstverdauung schützt (gegen den vom pH-Wert sauren Speisebrei)
3. Darmwandzellen
Hier sitzen die Darmschleimhautzellen nebeneinander wie eine Mauer. Die einzelnen Zellen sind – bildlich gesprochen – mit Türen untereinander verbunden. Diese Türen werden fachlich Tight Junctions genannt. Sie steuern, welche Stoffe vom Darm durch die Darmwand in die Blutbahn in Richtung Leber passieren dürfen und welche nicht, in dem sie sich öffnen oder verschlossen verbleiben
4. Darm-assoziertes Immunsystem
Hinter den Darmwandzellen sitzen dann die Zellen des darmeigenen Immunsystems. Der medizinische Fachausdruck lautet GALT (von englisch gut associated lymphoid tissue, d. h. darmassoziiertes lymphatisches Gewebe). Dieses stellt die letzte Kontrollinstanz dar, bevor mit der Nahrung aufgenommene Stoffe ins Blut- oder Lymphsystem aufgenommen werden. Dabei ist es ganz wichtig, dass unser Immunsystem zwischen fremd und eigen unterscheiden kann – dies wird auch (Immun-)Toleranz genannt.
Ist ein Teil der Darmbarriere beschädigt, ist das ganze System instabil. Große Nahrungsbestandteile, Krankheitserreger und Giftstoffe können die Darmbarriere passieren und das darmeigene Immunsystem alarmieren. Eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky Gut Syndrom) kann sich über folgende Symptome zeigen:
- Erhöhte Infektanfälligkeit
- Allergien, insbesondere Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen
- Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit
- Migräne
- Chronische Muskel- und Gelenkschmerzen
- Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen, Krämpfe
- Chronische Darmerkrankungen wie Reizdarm, Colitis ulcerosa
- u. v. m.
Mehr zum Thema Darmgesundheit und Darmbarriere haben wir auch in diesem Artikel für Sie zusammengestellt.
Wie kann ich meine Darmbarriere stabilisieren?
Um die Darmbarriere stabil und gesund zu erhalten, können folgende Maßnahmen unterstützen:
- Eine vielfältige, vollwertige und abwechslungsreiche Ernährung erhält die Vielfalt der nützlichen Bakterien im Darm.
- Probiotische Lebensmittel wie Kefir, Sauerkraut und Naturjoghurt liefern Milchsäurebakterien (Laktobazillen), die Bestandteil unserer Darmflora sind.
- Ballaststoffe in Form von Flohsamenschalen oder Leinsamen etc. dienen unserer Darmflora als Nahrung, denn beim Abbau von Ballaststoffen durch unsere Darmbakterien werden kurzkettige Fettsäuren gebildet.
- Untersuchungen an der Charité Berlin belegen, dass die Arzneipflanze Myrrhe die Darmbarriere stabilisiert und sie vor schädlichen Einflüssen schützt. Myrrhe ist das an der Luft gehärteten Gummiharz, das aus dem Stamm eines Myrrhenbaumes gewonnen wird. Untersuchungen mit Myrrhe an der Universität Leipzig ergaben außerdem: Die Arzneipflanze wirkt sowohl einzeln als auch in Kombination mit anderen Pflanzen gegen Entzündungen im Darm und stabilisiert die Darmbarriere. Dabei wurde auch beobachtet, dass sich die Arzneipflanzen bei der Stabilisierung der Darmbarriere gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken. Eine Kombination mit Kamille und Kaffeekohle hat sich als besonders effektiv erwiesen.
Mit welchen (Haus-)Mitteln kann ich mein Immunsystem unterstützen?
Neben der Erhaltung und Stabilisierung der Darmbarriere - wo ein Großteil unserer Immunzellen sitzt - gibt es noch ein paar Hausmittel, die Sie vielleicht schon von Ihrer Großmutter kennen, um das Immunsystem zu unterstützen.
Auch Pfarrer Sebastian Kneipp hatte zur Unterstützung des Immunsystems etwas zu bieten:
Das Wechselfußbad
Hierzu benötigen Sie zwei Eimer, einer wird mit warmem Wasser (35 - 38 °C) und einer mit kaltem Wasser (18° C) gefüllt. Beginnen Sie mit einem ca. 5-minütigen warmen Fußbad, bevor Sie für ca. 10 -15 Sekunden die Füße in den kalten Eimer eintauchen. Anschließend wiederholen Sie beide Bäder nochmals und enden mit dem kalten Fußbad. Danach die Füße gut abtrocknen und am besten dicke Wollsocken anziehen und gleich ins warme Bett oder unter die Decke auf dem Sofa.
Auch mit regelmäßigen Saunagängen können Sie Ihr Immunsystem stärken. Bitte gehen Sie nicht in die Sauna, wenn Sie bereits ein Infekt erwischt hat. Das würde Ihr Immunsystem eher belasten, da die Wärme den geschwächten Körper überfordern würde.
In früheren Zeiten wussten die Leute (meist instinktiv), welche Maßnahmen und welche Pflanzen das Immunsystem unterstützen. Dies ist in der heutigen Zeit leider ein bisschen verloren gegangen. Deshalb haben wir Ihnen ein paar Heilpflanzen aufgelistet, welche unser Abwehrsystem unterstützen, falls es Sie doch erwischt hat:
Tee aus Holunder- und Lindenblüten
Schweißtreibend wirkt ein Tee aus Holunder- und Lindenblüten, der mehrfach am Tag getrunken werden sollte. Die Zubereitung ist einfach:
1 EL Holunder- und Lindenblüten (zu gleichen Teilen) auf eine Tasse heißes Wasser geben, 10 min zugedeckt ziehen lassen, dann abgießen und möglichst heiß trinken. Dabei sollte man warm in mehrere Decken eingehüllt sein.
Neben z. B. Holunder- und Lindenblüten sind es vor allem die „scharfen“ Pflanzen, die uns bei der Bekämpfung von Viren und Bakterien unterstützen können: Meerrettich und die Kapuzinerkresse. Beide enthalten Senföle. Neben Meerrettich und Kapuzinerkresse kommen Senföle u. a. in Brokkoli, Senf und Raps vor. Senföle sind echte Wunderwaffen: Sie wirken entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral, d. h. sie unterstützen unser Immunsystem bei der Infektabwehr. Da es schwierig ist auf Dauer so viel Meerrettich und Kapuzinerkresse zu sich zu nehmen, gibt es in der Apotheke Arzneimittel, in denen beide in entsprechender Dosierung enthalten sind.