Leider bleibt es bei vielen Frauen nicht dabei und sie sind deutlich häufiger betroffen. Von einer chronischen oder wiederkehrenden Blasenentzündung/ Harnwegsinfektion spricht man, wenn sie mindestens zweimal in einem halben Jahr oder aber dreimal in einem Jahr auftritt.
Die Risikofaktoren und Ursachen für das chronische Leiden können dabei sehr unterschiedlich sein:
- Häufiger Geschlechtsverkehr
- Schwimmen/ Nässe
- Blasenkatheter
können genauso wie
- ein zu frühes Absetzen eines Antibiotikums
- Dauerstress
- Stoffwechselstörungen
- Harn- oder Nierensteine
- Hormonelle Umstellungsphasen (z. B. Wechseljahre) usw.
dafür sorgen, dass ein Teufelskreis entsteht. Denn durch die immer wiederkehrende Entzündung ist die Blasenschleimhaut gereizt und auf einer gereizten Schleimhaut haben Bakterien es leichter, sich anzusiedeln, einzudringen und eine erneute Entzündung auszulösen. Wir haben ein paar Tipps und Tricks zusammengestellt, um Sie dabei zu unterstützen, dem Teufelskreis vorzubeugen oder aber ihn zu durchbrechen.
1. Trinkmenge dauerhaft erhöhen
Nicht nur bei der akuten Blasenentzündung ist es wichtig, durch eine erhöhte Trinkmenge die Keime aus der Blase auszuspülen. Gut geeignet sind ungesüßte Kräuter- und Früchtetees oder Wasser. Bei der Wahl des Kräutertees macht es Sinn, auf harntreibende und antibakteriell wirkende Heilpflanzen zurückzugreifen. Hierfür eignet sich z.B. ein Tee aus Goldrute, Orthosiphon, Brennnessel und/oder Birke.
2. Kälte und Nässe meiden
Das Sitzen auf kalten Untergründen sowie das Anlassen von nassen Badeanzügen nach dem Schwimmen kann eine Blasenentzündung begünstigen. Durch die Kälte und Nässe kühlt der untere Bereich unseres Körpers aus und wird schlechter durchblutet, wodurch unsere körpereigene Abwehr herabgesetzt wird. Wenn Sie immer wieder Probleme mit Harnwegsinfekten haben, sollten Sie solche Situationen meiden bzw. darauf vorbereitet sein: Für einen kalten Untergrund haben Sie eine Unterlage (z. B. ein großes Tuch), beim Schwimmen immer einen extra Badeanzug / Bikini zum Wechseln dabei.
3. Gesunde, vitaminreiche Ernährung
Unabhängig von einer chronischen Blasenentzündung ist eine ausgewogene Ernährung für unsere Gesundheit immer förderlich. Wenn Sie sich im Teufelskreis des wiederkehrenden Harnwegsinfektes befinden, ist es sinnvoll, zuckerhaltige Lebensmittel zu meiden, da Zucker Entzündungen fördert. Vitamin- und mineralstoffreiche Nahrungsmittel unterstützen unser Immunsystem und helfen dabei, den Bakterien den Garaus zu machen und die Schleimhaut zu reparieren.
4. Hilfe bei trockener Schleimhaut
Viele Frauen – gerade in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren – leiden unter trockenen Schleimhäuten. In vielen Fällen macht sich das über Juckreiz oder aber Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bemerkbar. Beides ist ein Zeichen für eine gereizte, manchmal sogar schon leicht eingerissene Schleimhaut. Auch in diesem Fall haben die Bakterien, die eine Blasenentzündung auslösen können, leichtes Spiel, da die Schleimhaut als Schutzbarriere nicht intakt ist. Sie setzen sich fest, vermehren sich und wandern weiter zur Blase. Die nächste Blasenentzündung ist vorprogrammiert. Um das zu verhindern, sollten Sie einerseits die Vaginalschleimhaut mit speziell dafür vorgesehenen Cremes pflegen und es empfiehlt sich, beim Geschlechtsverkehr ein Gleitgel zu verwenden, um die mechanische Reibung herabzusetzen.
5. Probiotika stärken die Vaginalflora
Bedingt durch die bei der Frau dichte Lage zwischen Scheiden- und Harnröhreneingang spielt das Scheidenmilieu eine große Rolle. Bakterien – sowohl die guten wie auch die krankmachenden – fühlen sich bei bestimmten pH-Werten wohl oder unwohl, d. h. sie können sich vermehren oder nicht. Ist die körpereigene Schutzflora der Scheide nicht gut aufgestellt, haben es krankmachende Keime wie z. B. der Erreger E. coli, der die Blasenentzündung in der Regel auslöst, leichter, sich zu vermehren und von dort weiter Richtung Harnröhre und in die Blase aufzusteigen. Mit Hilfe von probiotischen Präparaten können Sie Ihre Vaginalflora stärken und im Kampf gegen krankmachende Keime unterstützen. Lassen Sie sich hierzu von Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin, Ihrem Heilpraktiker/Ihrer Heilpraktikerin oder in der Apotheke beraten.
6. Intimpflege
Auch über die Intimpflege können Sie das Scheidenmilieu stärken oder schwächen. Die Devise lautet hier: Weniger ist mehr. Parfümierte Duschgels können die empfindliche Schleimhaut angreifen und das Milieu schädigen, Wasser und milde Seife erfüllen denselben Zweck. Unterwäsche, Slipeinlagen oder Binden aus synthetischen Materialien tragen ebenfalls dazu bei, dass sich der pH-Wert zu Ihren Ungunsten verschieben kann. Hier sollten Sie auf Produkte aus (Bio-)Baumwolle umsteigen.
Die Abwischtechnik nach dem Toilettengang spielt auch eine nicht zu unterschätzende Rolle: Wischen Sie grundsätzlich von vorne nach hinten ab, also von der Scheide bzw. der Harnröhre in Richtung Darmausgang. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Sie die Darmbakterien direkt vor den Harnröhreneingang wischen.
7. Geschlechtsverkehr
Um aus dem Teufelskreis der wiederkehrenden Blasenentzündung auszusteigen, sollten Sie auch beim Thema Sex etwas berücksichtigen:
Wenn möglich sollten Sie nach dem Geschlechtsverkehr zeitnah Wasser lassen. Das verhindert, dass sich evtl. aufgestiegene Bakterien in der Blase festsetzen können und spült diese mit dem Urin aus.
8. Richtige Wahl der Verhütungsmethode
Auch bei der Wahl des Verhütungsmittels gilt es, genauer hinzusehen: Diaphragmen oder spermienabtötende Gels bringen das Milieu der Scheide aus dem Gleichgewicht. Bakterien wird der Weg Richtung Blase erleichtert. Lassen Sie sich von Ihrem Gynäkologen/Ihrer Gynäkologin beraten, welches die für Sie richtige Methode ist, die Ihr Blasenleiden mitberücksichtigt.
9. Ordnungstherapie – Stress runter
Schon Pfarrer Kneipp – der Begründer der Kneipp-Therapie – hat gewusst, dass dauerhafter Stress sich negativ auf das Immunsystem auswirkt. Er nannte sein Mittel dagegen: Ordnungstherapie. Das meint nichts Anderes als ein ausgewogenes Verhältnis zwischen stressigen und erholsamen Phasen. Denn Dauerstress und die damit verbundene Ausschüttung von Stresshormonen vermindert die Leistungsfähigkeit unseres Immunsystems.
10. Pflanzliche Unterstützung
Häufig wird bei einer unkomplizierten Blasenentzündung ein Antibiotikum verschrieben. Leider ist die Einnahme von Antibiotika jedoch zunehmend problematisch. Zum einen entwickeln immer mehr Bakterienarten so genannte Resistenzen, die Bakterien verändern sich dann so, dass das Antibiotikum nicht mehr wirksam ist. Dies bringt Ärzte vor allem bei der Behandlung von Patienten mit potentiell lebensbedrohlichen Erkrankungen, bei denen der Einsatz eines Antibiotikums unerlässlich ist, in große Schwierigkeiten. Zum anderen greifen Antibiotika in unserem Organismus auch nützliche Bakterien an, die eine normale Verdauung und auch ein funktionierendes Immunsystem gewährleisten. Werden diese durch den Antibiotikaeinsatz in Mitleidenschaft gezogen, kann es zu Nebenwirkungen wie Durchfall oder Pilzinfektionen der Scheide kommen.
Gerade bei wiederkehrenden Blasenentzündung kann eine häufige Antibiotika-Einnahme zu einem Teufelskreis von erneuten Entzündungen und Resistenzen führen. Mit verantwortlich dafür ist auch die Überlebensstrategie des häufigsten Verursachers von Blasenentzündungen, dem E. coli-Bakterium. Dieses kann sich in der Blasenschleimhaut vor externen Faktoren wie Antibiotika oder dem körpereigenen Immunsystem „verstecken“ und sich dort vermehren sowie in Ruhe einige Zeit überdauern. Ist die „Gefahr“ dann vorbei und die Luft wieder rein, können die Bakterien jederzeit aus ihrem „Versteck schlüpfen" und zu einer erneuten Infektion führen.
Einen guten und vor allem sehr wirksamen Weg aus dieser Misere stellen pflanzliche Arzneimittel - besonders aus Meerrettich und Kapuzinerkresse - dar. Die in den Pflanzen enthaltenen Senföle wirken nicht nur antibakteriell und entzündungshemmend, sie können auch dem „Versteckspiel“ der E. coli-Bakterien entgegenwirken und sind somit eine Option, um den Teufelskreis bei der wiederkehrenden Blasenentzündung zu durchbrechen.